30. Mai 2023: Mit allem und Schaf!
Heute ist Rowan das Schaf nochmal zu Gast, und wir machen einen neuen Anlauf auf Rowans Tanz! Außerdem: Pas de basque satt und Bergiges von Applecross bis Schiehallion.
Wie üblich beginnen wir den Abend mit dem gemeinsamen Aufwärmen – wir begrüßen Dörte als neue Mittänzerin – und einem Ceilidh-Tanz, heute dem Military Two Step. Dieser ist einer der schnellsten gängigen Ceilidh-Tänze und wir probieren eine neue Aufnahme aus, nämlich von der CD The Dark Island von Simon Howie und seiner Band (danke Meinhard). Ein nettes Stück (“The Regiment”) und vielleicht nicht ganz so fetzig wie die Aufnahme von Tom Orr und seiner Band von der RSCDS-Commonwealth-Ceilidh-CD, aber auch nicht zu verachten! Benutzen wir gerne wieder.
O saw ye my Eppie McNab, McNab?
O saw ye my Eppie McNab, McNab?
She’s down i’ the yeard, she’s kissen the laird,
As whilom’s wi’ honest Jock Rob, Jock Rob.
und verweist darauf, dass es in den nächsten drei Strophen “inhaltlich steil bergab” geht. Breiten wir also den Mantel des Schweigens über den Text und konzentrieren uns auf den Tanz.
Die Musik im Video wird gespielt von dem australischen Duo Chris Duncan (Geige) und Catherine Strutt (Klavier) – ein Reel des berühmten schottischen Geigers Alasdair Fraser. Endgültig ist diese Auswahl nicht (eigentlich würde Rowan eigene Musik verdienen), aber für den Moment sicher gar nicht falsch.
Durch Highlandschritte und ungewöhnliche Figuren ist Schiehallion nicht ganz anspruchslos, aber dennoch ein “moderner Klassiker”. Vor allem die Abschlussfigur, der Reel of eight (laut Originalbeschreibung) hat als Schiehallion Reel Eingang in viele andere Tänze gefunden.
Schiehallion ist ein Berg in Perth und Kinross, nordwestlich von Aberfeldy zwischen den Seen Loch Tay, Loch Rannoch und Loch Tummel, und mit 1083 m Höhe offiziell ein “Munro”. Er hat eine nahezu perfekte Kegelform, ist entgegen landläufiger Ansicht aber kein erloschener Vulkan, und ist einigermaßen problemlos zu besteigen; die Aussicht lohnt sich. Außerdem liegt sein Gipfel fast genau auf dem Breitengrad in der Mitte zwischen dem nördlichsten und südlichsten Punkt und dem Längengrad in der Mitte zwischen dem westlichsten und östlichsten Punkt des schottischen Festlands und könnte so als “Mitte Schottlands” gesehen werden. (Allerdings gibt es das Argument, dass die Insel Skye seit der Eröffnung der Brücke 1995 zum “Festland” zählt, was alles durcheinanderbringt.)
1774 wurde der Schiehallion für ein interessantes Experiment benutzt, bei dem es darum ging, die Dichte der Erde abzuschätzen, indem man die Ablenkung eines Pendels von der Vertikalen durch die von der Masse des Bergs ausgeübte Schwerkraft misst. Der Ablenkungswinkel hängt von der relativen Dichte und dem Rauminhalt des Bergs und der Erde ab, und da man dank der Kegelform des Schiehallion seinen Rauminhalt und seine Dichte relativ einfach näherungsweise bestimmen kann, ließ das einen Rückschluss auf die Dichte der Erde – und von da auf die Dichte der anderen Planeten und der Sonne – zu. Auch die exponierte Lage des Bergs half, weil dadurch Störeinflüsse anderer Massen (Berge) minimiert wurden. Das Experiment wurde vom englischen Astronomen Charles Mason (1728–1786) vorgeschlagen und von einer Kommission unter der Leitung von Nevil Maskelyne (1732–1811), dem königlichen Astronomen, durchgeführt. (Ein ähnliches Experiment hatten bereits 1738 Pierre Bouguer und Charles Marie de la Condamine am Vulkan Chimborazo in Ecuador in Angriff genommen, das wegen der widrigen Verhältnisse dort aber wenig aussagekräftig war. Immerhin zeigte es, dass die Erde nicht hohl sein konnte, was damals durchaus noch von Wissenschaftlern behauptet wurde.)
Applecross ist eine Halbinsel nordwestlich von Kyle of Lochalsh, gegenüber den Inseln Raasay und Skye. Das Areal ist extrem unzugänglich und war bis Anfang des 19. Jahrhunderts nur per Boot zu erreichen, ab 1822 über eine abenteuerliche einspurige Straße über den Bealach na Bà (“Rinderpass”), den dritthöchsten Gebirgspass in Schottland. Die Straße war zunächst nur geschottert und wurde erst 1950 geteert; sie hat den steilsten Anstieg aller Straßen im Vereinigten Königreich – auf nur knapp 6 km Strecke von Meereshöhe beim Ort Applecross bis zur Passhöhe bei 626 m. Von der Passhöhe hat man bei gutem Wetter eine grandiose Aussicht zur Insel Skye. Seit 1975 gibt es als Alternative eine langgezogene Küstenstraße in Richtung Norden, die ohne nennenswerte Steigungen auskommt. Die Straße über den Bealach na Bà war auch Inspiration für andere Tanz-Erfinder, etwa Barry Priddey mit The Road to Applecross.
# | Name | Type | Set | Source | |
---|---|---|---|---|---|
1 | Military Two Step | X16 | 1RR | Finnigan: Guide (ex-Collins) | |
2 | Bonnie Geordie's Wig | R32 | 2/4L | MMM | |
3 | Espie McNabb | J32 | 3/4L | MMM | |
4 | Rowan's Welcome | R32 | 3/4L | Lingnau | |
5 | Schiehallion | M128 | 4S | Thurston: RSCDS LIII | |
6 | A Trip to Applecross | R32 | 2/3L | Scott: RSCDS 50 |
Text und Fotos: Anselm Lingnau