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6. September 2022: Wieder zurück

Sechs Wochen Sommerferien gehen schneller vorbei, als man denkt … zumal wenn der Tanzlehrer die meiste Zeit davon mit dem Aussortieren von kistenweise Tanzbeschreibungen und CDs verbringt (danke Meinhard!). Und dann ist es schon wieder Zeit für eine neue Unterrichts-Saison.

Die Tasche wird gepackt für den ersten
Tanzabend der neuen Saison
Die Tasche wird gepackt für den ersten Tanzabend der neuen Saison

Aber der Abend ließ sich gut an, mit zwei Drei-Paar-Sets (und einer Reihe von entschuldigten Stammgästen). Nur die avisierten Anfänger:innen, die noch vor ein paar Tagen eine “Wir kommen bestimmt!”-E-Mail abgeschickt hatten, kamen nicht (wobei ich die Absage dann wieder daheim in meiner E-Mail vorfand – als sie ankam, saß ich schon im Auto nach Frankfurt). Aber vielleicht ein andermal! Ich entschied mich dann, lieber zu improvisieren, als die überwiegend fortgeschrittenen Anwesenden mit dem gezielt für die Neuen aufgestellten Programm zu quälen. Die Tänze davon können wir auch noch tanzen, wenn sie vielleicht tatsächlich mal da sind.

Nach der üblichen Aufwärmrunde ging es erst mal los mit dem Military Two Step, für die Gruppe inzwischen eigentlich ein alter Bekannter, diesmal zur Musik von The Occasionals.

Danach eine kleine Runde Skip-Change-of-Step zum Wieder-Reinkommen und der Tanz Southport Jig aus der Chicago Collection of Basic Scottish Country Dances, einem viel zu wenig beachteten Büchlein mit einfachen Tänzen von Kent W Smith. (Die Datenbank hat hierfür leider – noch – kein Diagramm zu bieten.)

Rogie Water
Rogie Water (Andrew Wood, CC BY-SA 2.0)

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Als nächstes dann The Falls of Rogie von Jean Attwood, ein Reel, der immer mal wieder auf Ballprogrammen erscheint (in Frankfurt zuletzt beim 39. Ball 2007 – wobei wir auch erwähnen können, dass Angelika Schmidkonz ihn auf der 2017er-Day-School unterrichtet hat). Ich mag an ihm besonders den Übergang aus der Chase in die rechtshändige Drehung in die Half Reels of Four.

Die Falls of Rogie (oder auch nur “Rogie Falls”) finden sich in den Highlands, in der Nähe des Örtchens Contin (Wohnsitz des Runrig-Perkussionisten und -Songschreibers Calum MacDonald) nordwestlich von Inverness. Sie sind nahe der A835-Straße und gut zu erreichen und deshalb eine beliebte Touristenattraktion.

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Der Strathspey The Spirit of the Dance wurde von Irene Paterson zum Andenken an Bob Blackie (1936–1998) erfunden. Wer in diesem Tanz gut aussehen will, sollte lange Strathspey-Schritte tanzen können, denn die sind nötig – sowohl im Tourbillon am Anfang als auch in der Solofigur für das erste Paar in den Takten 9–16. Getragen wird man dabei von der sehr romantischen Musik, einem “Slow Air” namens My Dearest Sally, komponiert von Bobby Brown, dem schottisch-kanadischen Band-Leader und bei uns vorgetragen von Keith Smith und Muriel Johnstone (Aufnahme von der CD Campbell's Birl) – jedenfalls zum Üben; zum Tanzen sind wir dann wegen unserer zwei Drei-Paar-Sets auf eine Sechsmal-Durch-Musik ausgewichen. – Der Tanz verdient es auf jeden Fall, schön getanzt zu werden; als Strathspey bietet er prinzipiell Gelegenheit zum Nachdenken und auch dazu, zu schauen, was rechts und links passiert. Perfektes Covering beim Kreuzen am Ende des Tourbillons oder in den Rights and Lefts für drei Paare ist bei Fortgeschrittenen natürlich eine Selbstverständlichkeit, genau wie ein symmetrischer Tourbillon und die souveräne Zeit- bzw. Musikeinteilung auf der langen Strecke in den Takten 9–16. Ein eigentlich nicht so schwieriger Tanz, aber mit einigen Herausforderungen!

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Hugh Foss (The Reel #200)
Hugh Foss (The Reel #200)
Nach der Pause waren wir dann plötzlich nur noch fünf Paare (upps), und da wir sowieso schon am Improvisieren waren, konnten wir uns auch an einem Fünf-Paar-Tanz versuchen, hier insbesondere Polharrow Burn von Hugh Foss. Dieser Tanz (1967 in Foss’ eigener Serie von Leaflets, den Glendarroch Scottish Dance Sheets, erschienen und schließlich 2007 von der Society “wiederveröffentlicht”) ist ein “moderner Klassiker” und wird oft auf Bällen getanzt; sein Hauptmerkmal sind die parallelen diagonalen Half Reels of Four, die das Set gründlich durcheinanderbringen würden – wenn Foss nicht in den Takten davor die Tänzer:innen geschickt so arrangiert hätte, dass sie durch die Reels genau an ihre Ausgangspositionen zurückkommen … ein genialer Mathematiker zu sein zahlt sich eben manchmal aus.

Über Hugh Foss könnte man einiges schreiben – er war nicht nur vielleicht der kreativste Theoretiker des modernen Scottish Country Dancing, sondern auch sonst eine sehr interessante Persönlichkeit –, aber wir verweisen hier der Einfachheit halber auf seine Seite in der Tanzdatenbank, wo unter “Extra Info” ein länglicher Text zu lesen ist, der auch noch weitere Verweise zu bieten hat. Polharrow Burn ist ein Fließgewässer im Südwesten von Schottland, nahe Hugh Foss’ Altersruhesitz in St John's Town of Dalry.

The Duran (Durham)Ranger
The Duran (Durham)Ranger (Michael Maggs, CC BY-SA 3.0)

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Den krönenden Abschluss unseres Tanzabends bot dann The Elusive Muse von Tim Wilson aus San Francisco (erschienen in der Sammlung Measures of Pleasure). Dieser kurze Tanz – drei Durchgänge im Drei-Paar-Set – ist Bruce Herbold gewidmet, ebenfalls aktiv in und um San Francisco und ehedem ein Fisch-Biologe, weswegen der Tanz Elemente von The Duran Ranger und The Salmonfield Poacher aufgreift – von ersterem mehr oder weniger den Seitenwechsel im “Down the Middle and Up”, von letzterem das “Set and Link for Three”. (Der “Duran Ranger” – oder “Durham Ranger” – ist eine Fliege zum Lachs-Angeln, und der Fischbezug des anderen Tanzes erklärt sich mehr oder weniger selbst.) Tim Wilson schreibt, dass er Bruce eigentlich zu dessen 49. Geburtstag einen Tanz zueignen wollte, aber die Muse sich elusive, also “schwer zu erwischen” zeigte. Zum 50. Geburtstag hatte er dann mehr Glück.