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9. Mai 2023: Fähre zu den Drakensbergen
Mehr Tänze vom Bonner Ballprogramm plus Material für die Grundlagen –
sowohl für unsere Einsteiger:innen als auch die
Fortgeschrittenen. Phrasierung und Covering kann man schließlich immer
perfektionieren! Auch wenn “der Berg ruft”.
Mit erfreulich starker Besetzung (zwei Vierpaarsets) geht es heute
abend los: Nach dem Aufwärmen zuerst mit The Ferryboat von
Carolyn Hunt. Dies ist ein netter Tanz auf etwas angehobenem
Ceilidh-Niveau, den ich auch bei Burns-Nights, Hochzeiten und
ähnlichen Anlässen gerne zum Einsatz bringe. Offiziell darf der Tanz
als Jig oder Reel getanzt werden, und ich verwende gerne die Musik für
den Fisherman's Reel von Drummond Cook – irgendwie verlangt
ein Tanz namens The Ferryboat für mich nach Hornpipe-Musik.
Weiter geht es nach ein paar Schrittübungen – Skip-Change of Step mit
Augenmerk auf Ausdrehen und die dritte Position, sowie Lostanzen und
Stoppen in Eigenregie auf 4-Takt- und 2-Takt-Phrasen – mit Rights and
Lefts (“die Figur mit dem Tisch”) und auch gleich mit einem Tanz, wo
diese Figur benutzt wird: The Wandering Piper von Roy
Goldring. Dieser Tanz entspricht in seiner zweiten Hälfte Iain Boyds
Tanz The Wandering Drummer; wo ein Trommler ist, darf –
zumindest in Schottland – ein Dudelsackspieler anscheinend nicht
fehlen … Hauptgrund für diesen Tanz war, dass ich einerseits die
Rights and Lefts haben wollte, andererseits aber einen Vierpaartanz
mit einfacher Progression, wobei das Anfängerpärchen, das eigentlich
letzte Woche kommen wollte, auch diese Woche nichts von sich hat
hören oder lesen lassen. Aber man muss ja vorbereitet sein, und wie
gesagt, auch den Fortgeschrittenen schadet es nicht, die einfachen
Tänze zu tanzen.
Von der Vier-Paar- wechseln wir zur Zwei-Paar-Progression, mit
The Highland Fair aus dem Book of Graded Scottish Country Dances der RSCDS (von 1960!). Neu in diesem Tanz ist die
Figur Cast off behind own lines and back sowie das Down the middle
and up für zwei Paare (wichtig: das zweite Paar wartet nicht ab, bis
das erste Paar an ihnen vorbeigetanzt ist, sondern startet
gleichzeitig mit dem ersten Paar, tanzt nach oben und reiht sich dann
hinter dem ersten Paar ein). Natürlich ist es eine Herausforderung für
das erste Paar, aus dem Cast off behind own lines and back so
zurückzukommen, dass es lückenlos in die Drehung weitertanzen kann und
dabei perfekt mit dem zweiten Paar “covert” – auch für
Fortgeschrittene mitunter eine harte Nuss …
Die Society versucht eigentlich, Musikstücke immer nur für einen Tanz
zu verwenden, aber Ausnahmen bestätigen die Regel: So erklingt für den
Eightsome Reel offiziell das Stück Deil Amang the Tailors, das auch für den gleichnamigen Tanz aus Buch 14 benutzt wird. Und die Musik
für The Highland Fair entspricht halt der für Muirland Willie
aus Buch 21. Das Originalstück ist ein altes schottisches Lied
unbekannter Provenienz, es findet sich zum Beispiel in Mrs Crocket’s
Manuscript Collection von 1709 oder – in einer Version mit
13 Strophen – im Tea Table Miscellany (1726) von Allan Ramsay
(1684-1758), siehe etwa
hier.
Mr Michael Bear's Reel von Stella Phillips dagegen ist ein
moderner Tanz aus dem Second Book of Graded Scottish Country Dances, veröffentlicht
2010. Zu diesem Tanz ist gar nicht so viel zu sagen, außer vielleicht
dass der Kreis am Schluss wirklich nach links anfängt, auch wenn es
sich viel eher anbieten würde, nach rechts zu tanzen! Aber sorry –
wenn es um Kreise geht, dann obsiegt in Schottland allermeistens die
Gepflogenheit, zuerst “mit der Sonne” zu tanzen und nicht
widdershins, also im Gegenuhrzeigersinn, denn das ist die
Tanzrichtung der Hexen!
Nach der Pause fahren wir – wie angekündigt – fort mit Tänzen vom
Bonner Ball am 3. Juni. Der erste ist der Strathspey At the Summit von Craig und Jodie Williams, gewidmet Bob und Barbara Anglin
aus Ottawa. Dafür gibt es auch ein Musikstück von Muriel Johnstone, das leider noch nicht aufgenommen wurde
(wir behelfen uns mit einem anderen Arrangement von Muriel-Musik). Der
Tanz selbst kombiniert die “Best Set in the Hall”-Figur – die
offiziell noch keinen besseren Namen bekommen hat; die Datenbank nennt
sie Set to corner and cast away, und eigentlich ist sie ja
auch gar nicht ursprünglich aus Best Set in the Hall – mit Set and Link for three.
Drakensberge (Diriye Amey, CC BY 2.0)
Die Drakensberge
(englisch einfach nur Drakensberg) sind ein Gebirgszug im südlichen
Afrika (genauer gesagt Südafrika und Lesotho), der höchste Gipfel ist
der Thabana Ntlenyana mit 3482 m. Sie sind touristisch sehr
interessant und ein Trip to the
Drakensberg Südafrika-Reisenden daher nachdrücklich empfohlen (ich
spreche da aber leider nicht aus persönlicher Erfahrung). Der Tanz ist
von Barbara J. Rendle-Braime und erschienen im RSCDS-Buch 38 – ein
durchaus anspruchsvoller Tanz, wenn man ihn schön tanzen will, und mit
40 Takten auch eine Herausforderung für Gedächtnis und Kondition.
Charakteristisch zumindest im RSCDS-Repertoire sind die Takte 25–28
mit der “Meanwhile”-Figur – die Herren starten mit dem Petronella turn
und die Damen mit Set.
Der letzte Tanz für heute ist der Strathspey Early Spring von
Isabel Neves aus Portugal, veröffentlicht in World Wide Weavings, der Sammlung zum 10. Jubiläum der International Branch.
Als echter Drei-Paar-Strathspey wird er auch der im Laufe des Abends
geschwundenen Anzahl von Tänzer:innen gerecht. Die vorgeschlagene
Musik ist Low Down in the Broom (“Ganz unten im Ginster”), den
meisten vermutlich eher bekannt als My Love is like a Red, Red Rose
– in meiner Musikbibliothek leider nur als 4×32-Takte-Strathspey
vorhanden, aber so gibt es halt einen Bonus-Durchgang für das erste
Paar …
Der Tanzabend endet heute ein bisschen früher, die Klimaanlage in der
Halle scheint nicht zu funktionieren und darum ist es furchtbar
stickig (Fenster kann man ja keine aufmachen, jedenfalls nicht ohne
eine Leiter und den passenden Schlüssel …). Macht nichts, wir haben
das Programm für heute fast völlig “abgearbeitet” und bis zum Bonner
Ball sind es ja noch ein paar Tanz-Dienstage!