We're using cookies to make this site more secure, featureful and efficient.
23. Mai 2023: Rowan’s Welcome (Take 1)
Heute abend tanzen wir mit einem besonderen Ehrengast:
Rowan
das Schaf ist zu Besuch! Das Maskottchen der RSCDS Young Dancers
ist anläßlich des 100. Jubiläums der Society auf einer
Reise um die Welt und
besucht auch uns in Frankfurt und Mainz.
Bevor wir uns aber tatsächlich ans Tanzen machen können, heißt es erst
mal Platz schaffen! Anscheinend wird die Turnhalle für Prüfungen
benutzt und ist deshalb voll mit Schreibtischen und Stühlen, die wir
an den Rand schieben, nicht ohne vorher ein Foto gemacht zu haben, wie
sie gestanden haben. Natürlich hat es wieder mal niemand nötig
gefunden, uns Bescheid zu sagen, aber auf der anderen Seite können wir
wahrscheinlich froh sein, dass wir nicht komplett ausgeladen wurden.
Charles Edward Stuartals Anführer der Jakobiten (Umkreis von Louis Tocquézugeschrieben)
Nach dem Aufwärmen und der Begrüßung von Olgas Freundin Anne, die
heute zum ersten Mal dabei ist, widmen wir uns dem Skip-Change of Step
und dem Reel of four, den wir zuerst auf der Kreisbahn üben. Danach
kommt der Tanz Bonnie Charlie dran, aus der immer populären
Sammlung Let's All Dance von Jo Hamilton und Susie Langdon
Kass. Dieser Tanz enthält außer parallelen Reels of four auf der
Seitenline nichts annähernd Kompliziertes – außerdem lässt er sich
leicht anpassen, um im Fünf-Paar-Set zu funktionieren, wir sind heute
abend nämlich nur elf Tänzer:innen (ein relativ schlechter Wert für
unsere Verhältnisse). – “Bonnie Charlie” ist natürlich
Charles Edward
Stuart (1720–1788), der jakobitische Thronprätendent von 1745. Er
war ein Enkel des Königs James (“Jakob”) II. (von England und Irland)/VII. (von
Schottland), der als Katholik in der Glorious Revolution von 1688
abgesetzt wurde, durch die die Protestanten Mary und William III. von
Oranien auf den Thron kamen. Entsprechend war Charles Edwards Lebensziel die
Rückeroberung der Herrschaft über England, Schottland und Irland für
das Haus Stuart (und nicht etwa, wie oft angenommen, die
Unabhängigkeit Schottlands von England). 1745 kam es zu einem Aufstand
der schottischen Jakobiten unter Charles Edwards Führung; nach
anfänglichen Erfolgen fand das Unternehmen am 16. April 1746 auf dem
Moor von Culloden bei Inverness ein blutiges und unrühmliches
Ende. Charles Edward konnte fliehen und landete schließlich in
Italien, wo er für den Rest seines Lebens blieb. 1772 heiratete er –
vor allem aus politischen Gründen – die Prinzessin Luise zu
Stolberg-Gedern (1752-1824), eine letztendlich unglückliche Ehe, die
1784 in einer förmlichen Trennung endete, wobei das Paar schon einige
Jahre nicht mehr zusammen gelebt hatte. Charles Edward galt als
Alkoholiker und starb mit 67 Jahren an einem Schlaganfall; seine
sterblichen Überreste befinden sich in der Krypta des Petersdoms in
Rom.
Mehr Reels of four finden sich im Strathspey Fair Donald aus
dem RSCDS-Buch 29. Diesmal sind sie diagonal mit den
Corners und bieten (wie auch ein paar andere Stellen im Tanz) eine
Gelegenheit, mit langen Strathspey-Schritten zu glänzen. “Fair Donald”
gehörte in den 1990er Jahren zu einem Kanon von 12 für die
Lehrervorprüfung (Preliminary Test) vorgeschriebenen Tänzen; über
die Herkunft des Tanzes oder darüber, wer mit dem Titel gemeint sein
könnte (Duck oder Trump?), wissen wir leider nichts.
Angus Fitchet (Box and Fiddle)
Schließlich probieren wir nach der Pause auch noch einen Reel of four
across the dance aus, oder besser gesagt anderthalb Reels – in
Elizabeth Adair aus dem Angus Fitchet Scottish Dance Album von Hugh Foss dauert die Figur nämlich 12 Takte!
Angus Fitchet (1910–1998) spielte Geige und war ein
erfolgreicher Schottentanz-Musiker, Bandleader und produktiver
Komponist, ein Zeitgenosse von Foss. “Elizabeth Adair” ist – wie viele
Tänze von Hugh Foss – täuschend in seiner Simplizität und wird wie die
meisten Tänze aus dem Angus-Fitchet-Album sehr selten getanzt; die
Ausnahme ist J. B. Milne, der aus dem modernen Repertoire nicht
mehr wegzudenken ist, aber auch erst einige Zeit nach der
Veröffentlichung des Angus-Fitchet-Albums “entdeckt” und populär
gemacht wurde.
Beddis Beach aufSaltspring Island (Realc, CC BY-SA 4.0)Sandy's Scotch Broth von Gail Sibley stammt aus dem
Buch
Katannuta, a Collection of Salt Spring Island Scottish Country Dances. Saltspring
Island ist nicht (wie im Unterricht fälschlich behauptet) in
Neuseeland, sondern an der Westküste von Kanada, in der Straße von
Georgia, einem Meeresarm zwischen dem Festland von British Columbia
und Vancouver Island. Catherine Bennett fühlte sich von den Figuren
des Tanzes an “Scotch Broth”, eine Suppe mit Graupen, Gemüse und
(meistens) Hammelfleisch, erinnert – was wir spontan nicht wirklich
nachvollziehen konnten –, daher der Name. Offiziell ist der Tanz ein
3-Paar-Strathspey, aber das Buch enthält die Anmerkung, dass man ihn
auch als Medley (3 Durchgänge Strathspey, 3 Durchgänge Reel) tanzen
kann, und so ist er auch für den Bonner Ball geplant, von dessen
Programm wir die Inspiration für den Tanz bekommen.
Mit reduzierter Besetzung (einem Drei-Paar-Set) probieren wir noch den
Tanz Rowan's Welcome aus – eigentlich war der Plan, diesen
Tanz, der die Ankunft von Rowan dem Schaf in Frankfurt feiert, heute
auf Video aufzunehmen, aber das heben wir uns besser für nächste Woche
auf (in der Hoffnung, dass mehr Tänzer:innen zugegen sein
werden). Trotzdem können wir uns (inklusive Rowan) überzeugen, dass
der Tanz funktioniert und Spaß macht; bis zum nächsten Mal gibt es
dann vielleicht auch ein Diagramm.