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22.4.2023: 8. Spring-Workshop in Bonn – nach vier Jahren wieder da

Morgens, halb elf in Deutschland - genauer gesagt in Bonn. Ein schöner Frühlingsmorgen. 40 bis 50 Tänzerinnen und Tänzer haben sich in der Luthergemeinde in der Bonner Südstadt eingefunden.

Für Birgit und mich war es das erste Mal und das Format ungewöhnlich. Sechs Teacher unterrichteten jeweils zu zweit parallel - und wir hatten die Qual der Wahl: Angelika oder Viktor, Violaine oder Mathias, Anselm oder Jona! Es endete damit, dass wir beide nach dem Warm-Up schließlich getrennte Wege gingen und einander nur noch zu den Pausen sahen.

Mein Tag begann mit “Fiendish Formations for Fans” bei Angelika Schmidkonz. Teuflisch war weder der Unterricht noch die Tänze. Ganz im Gegenteil hatte ich jede Menge Spaß. Alle Tänze hatten eine Figur, welche nicht dem Standardrepertoire entsprach. Waren mir die Rose Progession (A Dance for Susi) und Set & Link bzw. Reverse Set & Link (Live Long and Prosper) noch geläufig, so hatte ich von Japonaise (L'Eté à Paris) und Arandel (A Plethora of Piñatas) noch nie gehört. Ein kleines bisschen Mitdenken war also gefragt.

Währenddessen vergnügte Birgit sich bei Viktor Lehmann mit einigen Tänzen aus John Mitchell’s Repertoire von 800. Immerhin haben sie etwa 0,5% davon in zwei Stunden geschafft. Und die waren durchaus anspruchsvoll für das Hirn. Genannt seien nur Caerlaverock Castle und Cork Hornpipe. Sie haben sich auch an den Victoria Reel mit 160 Takten gewagt – und ihn durchgetanzt.

Nach dem Mittag kam dann das französische Element des Tages. Ich ging zum Flirten mit Violaine Eysseric - nicht allein, sondern mit der Hälfte der Workshopteilnehmer – Strathspeys mit “ooh-la-la-Effekt” waren ihr Unterrichtsthema. Und Birgit war bei Mathias Ferber mit “Country Dances mit Highland Steps” unterwegs. Klingt anstrengend für die Waden und war es dann auch. Abgeschreckt hat es trotzdem niemanden. Birgit hat mir hinterher erzählt, dass auch Highland-Anfänger gut durch den Kurs gekommen seien. The Shepherd's Crook und der Schiehallion wurden erfolgreich gemeistert.

The T-Shirt of Love
The T-Shirt of Love
Flirten und Miteinandertanzen gab es bei Violaine. Ein Energiebündel sondergleichen. Ihr roter Faden war die amüsante Idee, tänzerisch eine Beziehung nachzuerzählen: Vom Kennenlernen übers First Date – Hochzeit und Scheidung haben wir aber ausgelassen ;o). Zwei Stunden Strathspey mit Augenkontakt vergingen wie im Flug. Ich glaube, ich habe noch nie so oft hintereinander die Strathspey Poussette getanzt. Eine neue Figur habe ich zu dem Spaß auch noch kennenlernen dürfen: den “Tourbilink” – eine Kombination aus Tourbillon, Set & Link und Chase. Ungewöhnlicher Name für eine ungewöhnliche Art, die Plätze zu tauschen. Leider habe ich mir den Namen des Tanzes wie der ganzen Tanzliste nicht gemerkt – ich hoffe darauf, dass die Tanzlisten irgendwann online gestellt werden. [Wir tragen das dann nach. – Die Red.]

Den letzten Workshop des Tages hat Birgit mit Jona Kutsche bei unbekannten Tänzen aus der “Lord of the Rings Collection” verbracht. Sie hatten Spaß am Tanzen und vor allem schwungvolle Musik. Ich kann das aus dem Nebenraum bestätigen. Laut genug waren sie :o))

“A Strathspey Reele”
“A Strathspey Reele”
Ich bin mit 16 anderen zu Anselm gegangen und traf auf ein Thema, welches für mich komplettes Neuland war: “Reconstructing dances from centuries ago”. Wo liegen die Stolpersteine, wenn es gilt, alte Tanzbeschreibungen zeitgemäß zu interpretieren? Wie weit darf man sich vom Original entfernen, um nicht einen vollkommen neuen Tanz zu schaffen? Eine ganz andere Seite des Scottish Country Dancing für mich. Fürwahr, “The Past is a Foreign Country” – so der Titel in der Kursankündigung. Nicht nur die Theorie, auch die Füße kamen zum Einsatz: Wir haben nach der Ursprungsbeschreibung von The Montgomeries' Rant von 1749 getanzt. Wiedererkennbar, aber eben anders als heutzutage. Und anhand alter Beschreibungen versuchten wir dann selbst die dahinterstehenden Tänze “auf das Parkett zu bekommen” – Cold and Raw aus Playfords Sammlung von ca. 1689 und Lady Mary Menzies' Reel, wie der Montgomeries’ Rant aus dem Register of Dances at Castle Menzies. Was dann auch zu großen Teilen geklappt hat. Eine super Erfahrung. Gerne mehr davon.

Der Tag klang dann bei einem schönen Social mit einer angenehmen Mischung von einfachen bis anspruchsvolleren Tänzen aus. Und ich für meinen Teil bin mit der Tick-Tock Figure (Tick Tock Goes the Clock) und den Interlocking Squares (The French Connection) nicht nur zwei ungewöhnlichen Figuren begegnet, sondern konnte sogar einen neuen Tanz auf meine Favoriten-Liste setzen (The Partisan) und einen alten Liebling nach langer Zeit wieder tanzen (Jack's Delight).

Und zum Abschluss gab es das gemeinschaftliche Auld Lang Syne – a capella!

Wir beide hatten viel Spaß und am Sonntag einen Muskelkater in den Waden.

Birgit & Dirk

PS. Dank an die Bonner Uta, Joana und Eva für die Organisation.

Text: Dirk Holger Meinecke · Fotos: Maria-Theresia Schwarz