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21. November 2023: Allemandes und Reels of Four

Der heutige Abend greift die Allemande von letzter Woche auf, und außerdem widmen wir uns als neuer Figur dem Reel of Four. Im zweiten Teil vertiefen wir das Gelernte und lernen noch einen Tanz aus Buch 53 kennen – diesmal einen aus Deutschland!

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Unser Ceilidhtanz nach dem Aufwärmen ist diesmal (wieder) der Dashing White Circle, zuletzt diskutiert hier. Wie der Name andeutet, ist der Tanz zumindest musikalisch “kompatibel” zum The Dashing White Sergeant, und Aufnahmen dafür gibt es mehr als genug – unsere heute Abend kommt von der auf den Shetland-Inseln beheimateten Band Da Fustra, immer eine gute Quelle für schwungvolle Ceilidh-Musik mit einem “gewissen Etwas”.

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Wir üben etwas Skip-Change-of-Step und wiederholen dann die Allemande (für zwei Paare) von letzter Woche. Klappt immer noch gut! Zum Üben dient uns der Tanz Allemande to Go von Collin, Gayle, speziell für den Zweck gedacht und veröffentlicht in Scottish Country Dancing is all around the world – ein passender Titel, wohnt Gayle doch in Neuseeland! Aber das ist natürlich eigentlich nichts Besonderes, gibt es Schottentänzer:innen schließlich fast überall auf der Welt, auch solche, die Tänze erfinden …

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Die neue Figur für diese Woche ist der Reel of Four, und wir üben ihn zunächst “across the dance”, in einer bunten Reihe aus zweitem Herrn, erster Dame, erstem Herrn und zweiter Dame. Nicht vergessen die Grundregeln:

  • Reels of Four fangen praktisch immer an, indem man der Person, die man anschaut, die rechte Schulter gibt.
  • Man passiert eine Schulter pro Schritt (rechts an den Enden, links in der Mitte, …), außer man kommt ans Ende, wo man einen Schritt für den Richtungswechsel hat (während die anderen beiden in der Mitte linksschultrig aneinander vorbeigehen), bis man wieder da ankommt, wo man angefangen hat.

Der Trick besteht darin, in Schlangenlinien zu tanzen und die komplette Musik auszunutzen – wer zu gerade tanzt, kommt ans Ende und weiß nicht, in welche Richtung es weitergeht! Also besser eine ausdrückliche Rechtskurve tanzen (rechte Schulter … Richtungswechsel … rechte Schulter …), dann ist die Sache klar. Ein andere Tipp: Kurz und fett ist für Reels of Four immer besser als langgezogen und dünn, denn dann sind die Chancen größer, dass man es in acht Takten komplett rum schafft.

Unsere Übungs-Aufstellung ist “zufällig” genau die, die für den Tanz 200 King Street North von Lee Fuell und Patty Lindsay gebraucht wird (Überraschung sollte verringert werden). Der Tanz ist für uns besonders nützlich, weil er einerseits den Reel of Four enthält und außerdem mit einer Allemande endet, so dass wir noch ein bisschen weiter üben können … Ursprünglich veröffentlicht wurde er in der The Flying Ghillies Collection Vol 4, die auch online verfügbar ist. Der Name stammt von der Adresse der “King Street Residence” der Wilfrid Laurier University in Waterloo, Ontario, Kanada, dem Studentenwohnheim, wo bei der Sommerschule 2008 der Teachers’ Association (Canada) (TAC) die Teilnehmer:innen untergebracht waren – und wo der Tanz auch erfunden wurde.

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Bonnie Charlie von Ed Stern ist ein anderer einfacher Tanz mit Reels of Four – diesmal parallel und auf der Seitenlinie und daher ein Vier-Paar-Tanz (den wir in zwei Schichten tanzen). An den Reels selbst ändert sich außer der Orientierung gar nichts. Der Tanz stammt wieder einmal aus der für den Einstiegsunterricht sehr ergiebigen Sammlung Let's All Dance von Jo Hamilton und Susie Langdon Kass. – Zuletzt getanzt haben wir ihn im Mai 2023, und eine ausführliche Erklärung des Namenspatrons Charles Edward Stuart steht dort.

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Nach der Pause geht es wie immer weiter mit Spaßtänzen, und der erste ist ein “moderner Klassiker” aus Hugh Foss’ berühmter Sammlung Dances To Song Tunes. The Wee Cooper O' Fife ist einer der beliebteren Tänze aus diesem Buch und insoweit ungewöhnlich, als seine Musik statt der ansonsten im schottischen Idiom üblichen Phrasen von 8 Takten Phrasen von 10 Takten benutzt – im ersten Moment etwas überraschend! (Wenn man genau hinhört, dann fällt auch auf, dass nicht etwa an eine “normale” 8-Takt-Phrase zwei zusätzliche Takte angehängt werden; statt dessen werden die beiden Extra-Takte zwischen Takt 6 und Takt 7 eingefügt.) Der Tanz enthält auch (am Ende) einen Reel of Four, mit zwei zusätzlichen Takten zum “Aufräumen” der Progression ganz am Schluss.

Das Lied, auf dem der Tanz beruht, ist heute nicht mehr als politisch korrekt anzusehen und wir wollen es darum nur kurz erwähnen (der Text – alle acht Strophen – steht zum Beispiel hier): Der “Cooper” (jemand, der Fässer herstellt und repariert), hat eine Ehefrau, die sich für “etwas Besseres” hält und darum ihren häuslichen Pflichten – Backen, Brauen, Spinnen, … – nicht nachkommen möchte. Der Cooper will ihr diese Flausen austreiben, aber scheut sich (zu Recht, wie wir finden), seine Frau zu verprügeln. Allerdings überlegt er sich, dass er ja auf jeden Fall sein Schaffell verprügeln kann, auch wenn es auf seiner Frau liegt, und diese rohe Misshandlung verwandelt die Dame dann prompt in eine gefügige Haushaltshilfe. Das volkstümliche schottische Liedgut kann manchmal ziemlich derb sein und wir möchten an dieser Stelle nachdrücklich hervorheben, dass wir häusliche Gewalt in keiner Form gutheißen.

Die Idee der 10-Takt-Phrasen hat sich nicht weithin durchgesetzt, aber es gibt mehrere Tänze namens “The Cooper’s Wife” und ein paar, die nach anderen Mitgliedern der erweiterten Familie benannt sind (etwa The Cooper's Great-Auntie Millicent and Great-Uncle Max) und die 10-Takt-Phrasen fortspinnen. Das Problem ist eher, dass es außer dem bewussten Lied relativ wenige Musikstücke mit 10-Takt-Phrasen gibt und die Auswahl dementsprechend eingeschränkt ist.

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Für das Jubiläums-Buch 53 wurden die RSCDS-Branches überall auf der Welt aufgefordert, Tanzvorschläge einzureichen, und auch unsere “Central Germany Branch” beteiligte sich an dem Projekt mit dem Tanz The Willbergs of Rechberg von Carola Fischer, vielen von uns bekannt als (frühere) Inhaberin des Kuckucksnests in Schlüchtern-Vollmerz (dem inoffiziellen “Bundesleistungszentrum Schottentanz”) und nimmermüde und beliebte Tanzlehrerin. Die Willbergs – Karin und Hans – gehörten zum absoluten “Urgestein” der schottischen Tanzszene in Deutschland und bauten in den 1960er Jahren die Tanzgruppe in Schwäbisch Gmünd auf, wie der FSCDC e.V. eine der ältesten in Deutschland. Überregional bekannt wurden die von ihnen organisierten Tanzwochenenden in Rechberg (nahe Schwäbisch Gmünd), wo sich – zu hochkarätiger Live-Musik und berühmten Lehrern aus Schottland und anderswo – die Crème der deutschen und kontinentaleuropäischen Szene zu treffen pflegte und regelmäßig auch Gäste von weiter her begrüßt werden konnten. 1986 wurde Karin Willberg mit dem Scroll of Honour der RSCDS ausgezeichnet.

Der Tanz ist ein 40 Takte langer Strathspey für vier Paare und soll symbolisieren, wie Karin und Hans das Tanzen in ganz Deutschland verbreitet haben – die Tänzer:innen treffen einander und tanzen sowohl alle zusammen als auch in ihren “Gruppen”. Vor allem in der Schlussfigur beginnen sie als einzelne Paare und kommen schließlich zu einem großen Kreis zusammen.

#NameTypeSetSource
1Dashing White CircleR321RR(unknown)
2Allemande to GoR323/4LCollin: SCD all around the World
3200 King Street NorthJ322/4LFuell&Lindsay: Flying Ghillies 4
4Bonnie CharlieR324/4LStern: Let's All Dnc 1
5The Wee Cooper O' FifeJ402/4LFoss: Song Tunes
6The Willbergs of RechbergS404/4LTress: RSCDS LIII

Text: Anselm Lingnau