Frankfurt Scottish Country Dance Club e.V.

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»Auld Lang Syne« mit Erfolgsgarantie

Hintergrund

Das berühmte Lied »Auld Lang Syne« bildet den traditionellen Abschluss jeder echt schottischen geselligen Veranstaltung. Allerdings gibt es hierzulande anscheinend oft Missverständnisse und/oder Durcheinander, und darum ist es vielleicht nicht falsch, an dieser Stelle mal zu erklären, wie das Ganze in Schottland abläuft.

»Auld Lang Syne« wird gerne Robert Burns, dem schottischen Nationaldichter, zugeschrieben, aber er hat es – wie viele andere seiner Lieder – »nur« gesammelt, aufgeräumt und mit ein paar zusätzlichen Strophen versehen. Die üblicherweise gesungenen Strophen sind allerdings nicht die, die Burns selber geschrieben hat (dazu unten mehr). Die heute populäre Melodie ist auch nicht die, die Burns im Sinn hatte.

Was bedeutet eigentlich der Text?

»Auld Lang Syne« kann man in Englisch übersetzen als »Very Long Ago« (und in Kölsch, um mit Wolfgang Niedecken zu sprechen, als »Verdamp lang her«). Hier ist der gängige Text auf Schottisch/Englisch und unsingbares Deutsch:

Should auld acquaintance be forgot, Sollte man alte Bekanntschaft vergessen
And never brought to mind? Und sich nie an sie erinnern?
Should auld acquaintance be forgot, Sollte man alte Bekanntschaft vergessen
And auld lang syne? [*] Und die alten Zeiten?
Refrain: For auld lang syne, my dearRefrain: Auf die alten Zeiten, mein Freund,
For auld lang syne, Auf die alten Zeiten,
We'll tak' a cup o' kindness yet, trinken wir nochmal zusammen einen,
For auld lang syne. Auf die alten Zeiten.
 
And here's a hand, my trusty fiere, Und hier ist meine Hand, mein treuer Freund,
And gie's a hand o' thine, Und gib auch deine Hand her,
We'll tak' a right gude-willy waught, Wir nehmen noch einen kräftigen Schluck
For auld lang syne. Auf die alten Zeiten.
Refrain Refrain

[*] Oft findet man hier »… and days of auld lang syne« oder gar »… for the sake of auld lang syne«. Richtig original ist das aber nicht.

Hier noch ein paar Anmerkungen:

  • Es gibt bei Burns, wie gesagt, noch einige Strophen mehr, aber die sind für den Einsatz von »Auld Lang Syne« als Finale eines Balls oder einer Burns-Night nicht relevant. Widerstehen Sie als Organisator einer solchen Veranstaltung dem ansonsten berechtigten Ansinnen Ihrer schottischen Folk-Band, alle fünf Strophen zum Besten zu geben; Ihre Gäste werden es Ihnen danken. Jegliche Strophe, die mit »We twa« anfängt oder in der von einem »pint-stowp«, also einem Halbliterglas, die Rede ist, ist tabu.

  • Widerstehen Sie ebenfalls dem Ansinnen Ihrer schottischen Folk-Band, die sogenannte »traditionelle« – im Gegensatz zur heute populären – Melodie zu verwenden. Zweck der ganzen Sache ist ja im Sinne eines Gemeinschaftserlebnisses, dass alle Gäste mitsingen können, und die traditionelle, zweifellos auch sehr schöne, Melodie kennt außer der Band mit Sicherheit fast niemand.

Die Pfadfinder haben »Auld Lang Syne« vereinnahmt und mit einem deutlich kitschigeren Text versehen (»Nehmt Abschied, Brüder …«). Burns' Sinn fürs Bodenständige kommt im Original doch eher zum Ausdruck, auch wenn man die Emphase, die in Verbindung mit dem Thema »Freundschaft« anscheinend auf den Alkohol gelegt wird, nicht unbedingt gutheißen muss. Aber das ist halt typisch schottisches Kulturgut.

Choreografie

Hier jetzt die übliche Methode für das tatsächliche »Auld Lang Syne«-Finale:

  • Am Anfang stehen alle in einem großen Kreis rund um die Tanzfläche und haben sich an den Händen gefasst. Die Hände hängen locker herunter.

  • Während der ersten Strophe und des ersten Refrains schwingt man die Hände im Takt der Musik ein bisschen vor und zurück.

  • Am Anfang der zweiten Strophe – da, wo es heißt »And here's a hand« – gibt man seine rechte Hand der Person zur Linken und seine linke Hand der Person zur Rechten. Am besten reicht man die rechte Hand über den linken Arm (warum, sehen wir gleich).

  • Anschließend kann man die gefassten Hände im Takt der Musik ein bisschen nach oben und unten bewegen.

  • Am Anfang des zweiten Refrains wird die Musik schneller und alle gehen zur Mitte des Kreises (es entsteht meistens eine Art Gewühl).

  • Auf die zweite Zeile des Refrains geht man wieder nach außen, auf die dritte Zeile wieder in die Mitte und auf die vierte wieder nach außen.

  • Ganz am Schluss kann man die rechte Hand hochheben und sich (während die Hände noch gefasst sind) nach rechts umdrehen – ohne dabei die Hände loszulassen – um mit gefassten Händen nach außen zu schauen. Das funktioniert am besten, wenn man am Anfang der zweiten Strophe die rechte Hand über den linken Arm gegeben hat. Danach läßt man in der Regel los, schaut wieder zur Mitte, jubelt und klatscht Beifall.

Insbesondere wenn man »Auld Lang Syne« am Neujahrsmorgen gleich nach dem Glockenschlag singt, kommt es vor, dass man als nächstes das neue Jahr (oder was auch immer) mit einem »Three cheers for the New Year – Hip hip, hooray – Hip hip, hooray – Hip hip, hooray« begrüßt.

Bei einem schottischen Ball folgt auf »Auld Lang Syne« oft noch eine Hochgeschwindigkeits-Polka, ein »Last Waltz« oder beides (in dieser Reihenfolge). Danach ist dann aber endgültig Schluss.