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“Auld Lang Syne” mit Erfolgsgarantie

Das berühmte Lied “Auld Lang Syne” bildet den traditionellen Abschluss jeder echt schottischen geselligen Veranstaltung. Allerdings gibt es hierzulande anscheinend oft Missverständnisse und/oder Durcheinander, und darum ist es vielleicht nicht falsch, an dieser Stelle mal zu erklären, wie das Ganze in Schottland abläuft.

“Auld Lang Syne” wird gerne Robert Burns (1759–1796), dem schottischen Nationaldichter, zugeschrieben, aber er hat es – wie viele andere seiner Lieder – “nur” gesammelt, für die höfliche Gesellschaft seiner Zeit gesäubert und mit ein paar zusätzlichen Strophen versehen. Die üblicherweise gesungenen Strophen sind allerdings nicht die, die Burns selber geschrieben hat (dazu unten mehr). Die heute populäre Melodie ist auch nicht die, die Burns im Sinn hatte.

Was bedeutet eigentlich der Text?

Auld Lang Syne kann man in Englisch übersetzen als Very Long Ago (und in Kölsch, um mit Wolfgang Niedecken zu sprechen, als ”Verdamp lang her”). Hier ist der gängige Text in Schottisch/Englisch und unsingbarem Deutsch:

Should auld acquaintance be forgot,
And never brought to mind?
Should auld acquaintance be forgot,
And auld lang syne?*
Refrain: For auld lang syne, my dear,
For auld lang syne,
We'll tak' a cup o' kindness yet,
For auld lang syne.

And here's a hand, my trusty fiere,
And gie's a hand o' thine,
We'll tak' a right gude-willy waught,
For auld lang syne.
Refrain

Sollte man alte Bekanntschaft vergessen
Und sich nie an sie erinnern?
Sollte man alte Bekanntschaft vergessen
Und die alten Zeiten?
Refrain: Auf die alten Zeiten, mein Freund,
Auf die alten Zeiten,
trinken wir nochmal zusammen einen,
Auf die alten Zeiten.

Und hier ist meine Hand, mein treuer Freund,
Und gib auch deine Hand her,
Wir nehmen noch einen kräftigen Schluck
Auf die alten Zeiten.
Refrain

[*] Oft findet man hier “… and days of auld lang syne” oder gar “… for the sake of auld lang syne”. Richtig original ist das aber nicht.

Hier noch ein paar Anmerkungen:

  • Es gibt bei Burns, wie gesagt, noch einige Strophen mehr, aber die sind für den Einsatz von “Auld Lang Syne” als Finale eines Balls oder einer Burns-Night nicht relevant.

    Widerstehe als Organisator:in einer solchen Veranstaltung dem ansonsten berechtigten Ansinnen Deiner schottischen Folk-Band, alle fünf (oder mehr) Strophen zum Besten zu geben; Deine Gäste werden es Dir danken. Jegliche Strophe, die mit We twa anfängt oder in der von einem pint-stowp, also einem Halbliterglas, die Rede ist, ist tabu.

  • Widerstehe ebenfalls dem Ansinnen Deiner schottischen Folk-Band, die sogenannte “traditionelle” – im Gegensatz zur heute populären – Melodie zu verwenden. (Schottische Folk-Bands machen das manchmal, um Eindruck zu schinden und/oder zu demonstrieren, dass sie die “echte” Tradition dem schnöden Mainstream vorziehen.) Zweck der ganzen Sache ist ja im Sinne eines Gemeinschaftserlebnisses, dass alle Gäste mitsingen können, und die traditionelle, zweifellos auch sehr schöne, Melodie kennt außer der Band mit Sicherheit fast niemand.

Die Pfadfinder haben “Auld Lang Syne” vereinnahmt und jedenfalls in Deutschland mit einem deutlich kitschigeren Text versehen (“Nehmt Abschied, Brüder …”). Burns’ Sinn fürs Bodenständige kommt im Original doch eher zum Ausdruck, auch wenn man die Emphase, die in Verbindung mit dem Thema “Freundschaft” anscheinend auf Alkohol gelegt wird, nicht unbedingt gutheißen muss. Aber das ist halt typisch schottisches Kulturgut.

Choreografie

Hier jetzt die übliche Methode für das tatsächliche “Auld Lang Syne”-Finale:

  • Am Anfang stehen alle in einem großen Kreis rund um die Tanzfläche und haben sich an den Händen gefasst. Die Hände hängen locker herunter.

  • Während der ersten Strophe und des ersten Refrains schwingt Ihr die Hände im Takt der Musik ein bisschen vor und zurück.

  • Am Anfang der zweiten Strophe – da, wo es heißt ”And here’s a hand” – gibst Du Deine rechte Hand der Person zur Linken und Deine linke Hand der Person zur Rechten. Am besten reichst Du die rechte Hand über den linken Arm (warum, sehen wir gleich).

  • Anschließend könnt Ihr die gefassten Hände im Takt der Musik ein bisschen nach oben und unten bewegen.

  • Am Anfang des zweiten Refrains wird die Musik schneller und alle gehen vorwärts zur Mitte des Kreises (es entsteht meistens eine Art Gewühl).

  • Auf die zweite Zeile des Refrains geht Ihr rückwärts wieder nach außen, auf die dritte Zeile wieder vorwärts in die Mitte und auf die vierte wieder rückwärts nach außen.

  • Ganz am Schluss könnt Ihr die rechten Hände hochheben und Euch (während die Hände noch gefasst sind) nach rechts umdrehen – ohne dabei die Nebenmenschen loszulassen – um mit gefassten Händen nach außen zu schauen. Das funktioniert am besten, wenn Ihr am Anfang der zweiten Strophe die rechte Hand über den linken Arm gegeben habt. Danach lasst Ihr in der Regel los, schaut wieder zur Mitte, jubelt und klatscht Beifall.

Insbesondere wenn Ihr ”Auld Lang Syne” am Neujahrsmorgen gleich nach dem Glockenschlag singt, kommt es vor, dass Ihr als nächstes das neue Jahr (oder was auch immer) mit einem ”Three cheers for the New Year – Hip hip, hooray – Hip hip, hooray – Hip hip, hooray” begrüßt.

Im Vereinigten Königreich kommt vor oder nach “Auld Lang Syne” mitunter noch die Nationalhymne (“God save the Queen”). In Deutschland verkneifen wir uns das – wir sind ja nicht der britischen Krone untertan, und unsere eigene Nationalhymne belegt nicht dieselbe ökologische Nische.

Bei einem schottischen Ball folgt auf “Auld Lang Syne” und ggf. die Hymne oft noch eine Hochgeschwindigkeits-Polka, ein “Last Waltz” oder beides (in dieser Reihenfolge). Danach ist dann aber endgültig Schluss.

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