29. August 2023: Stillgestanden! Pinguin wird Generalmajor
In der sommerlichen Saure-Gurken-Zeit kommt so manches in die Schlagzeilen – unter anderem auch die Nachricht, dass im Zoo von Edinburgh ein Königspinguin zum Generalmajor befördert wurde. Und das auch noch in der norwegischen Armee! So ganz nachvollziehbar ist das auf den ersten Blick nicht – also nehmen wir uns der Sache mal in Ruhe an.
Seit vielen Jahren Touristenmagnet im sommerlichen Edinburgh ist das Military Tattoo – womit nicht Tinte unter der Haut gemeint ist, sondern der spektakuläre “Zapfenstreich” auf dem Platz vor der Burg, im Prinzip eine große Talentshow von Militärkapellen, Drillkompanien und martialischen Kunststückchen aller Art – unter anderem auch Hochland- und (manchmal) Country-Tanz. Dabei präsentieren sich nicht nur die Truppen Ihrer (bzw. jetzt Seiner) Majestät, sondern immer wieder auch eingeladene andere Verbände.
Geadelt wurde Nils Olav am 15. August 2008, als er zum Baron der Bouvet-Inseln erklärt wurde. (Die Bouvet-Insel – norwegisch “Bouvetøya” – ist ein erloschener Vulkan mitten im Meer zwischen der Antarktis, Südamerika und Afrika und steht unter norwegischer Verwaltung. Sie ist ein relativ schwer erreichbarer und unwirtlicher Platz, dementsprechend unbewohnt bis auf diverse Pinguine und andere Seevögel und einige Robben, und bekannt als fiktionaler Schauplatz des Films Alien vs. Predator von 2004. Es gibt eine Forschungsstation, die aber über lange Zeiträume unbesetzt ist.) König Harald V. von Norwegen ließ eine Erklärung verlesen, die Nils Olav beschrieb als “in jeglicher Weise befähigt, die Ehre und Würde der Ritterschaft zu empfangen”. Damit war er “Sir Nils Olav”, auch wenn nicht ganz klar ist, ob das das korrekte Adelsprädikat für einen norwegischen Baron darstellt: Eine Sprecherin des Zoos sagte seinerzeit “He’ll be a sir now”, und dabei ist es geblieben. Laut Wikipedia ist er “der erste Pinguin in der norwegischen Armee, dem eine solche Ehre widerfahren ist”, aber die Konkurrenz dürfte alles in allem gering sein.
Irgendwann zwischen 2008 und 2016 gingen Ritterwürde und militärischer Rang dann über an Sir Nils Olav III., den aktuellen Pinguin. Dieser wurde am 22. August 2016 zum Brigadegeneral erhoben (vom Stabsfeldwebel aus zugegebenermaßen ein beachtlicher Sprung) und jetzt eben zum Generalmajor. Diese Beförderung erfolgte laut dem Oberfeldwebel Fredrik Gresseth von der königlichen Garde “wegen guten Betragens und dafür, dass er ein großartiges Vorbild für die anderen Pinguine im Zoo darstellt”. Der Pinguin-Entdecker Nils Egelien hat das leider nicht mehr miterlebt – er war am 11. Dezember 2020 mit 87 verstorben. Sir Nils Olav hat aber mit Glück noch ein paar Jahre vor sich und schafft es vielleicht auch noch zum Vier-Sterne-General … wir drücken ihm jedenfalls alle Flossen!
Man muss die Norweger loben. Sie behandeln die Pinguine mit Respekt, während die Schotten ihnen nur zwangsweise die Ohren volldudeln (siehe Blog vom 20. Juni). Zum Beispiel schickt die Garde Sir Nils Olav und seinen Verwandten Fisch und Weihnachtskarten, und das ist inzwischen fester Bestandteil der Tradition der Einheit. Vielleicht haben die Norweger einfach eine bessere Beziehung zur Antarktis und ihren Bewohnern – immerhin hatte 1911 ja auch Roald Amundsen als Erster den Südpol erreicht und seinen britischen Konkurrenten Robert Falcon Scott hinter sich gelassen. Aber die Pinguin-Kolonie im Zoo von Edinburgh ist auf jeden Fall einen Besuch wert, nicht zuletzt wegen der täglichen Pinguin-Parade, bei der die putzigen Frackträger ihr Gehege verlassen und eine Runde durch den Zoo drehen (das Titelbild zum heutigen Blog-Eintrag zeigt einen Eindruck). Und das Ende der Saure-Gurken-Zeit ist auch abzusehen – nächste Woche geht es hier wieder weiter mit dem regulären FSCDC-e.V.-Unterrichts-Blog …