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12. März 2024: Starry-Eyed on the Loch

Das letzte Tanzen vor dem Ball! Und wir haben noch ein paar kleine Baustellen abzuarbeiten – einen Jig, einen Strathspey und ein paar Wiederholungen ad libitum … Außerdem gibt’s was zu feiern!

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In den ersten Jahrzehnten ihrer Existenz veröffentlichte die RSCDS ausschließlich Tänze, die sie “gesammelt” (d.h., irgendwo in Schottland getanzt gesehen und relativ rücksichtslos an ihren eigenen Stil angepasst) oder in alten Büchern aus dem 18. und 19. Jahrhundert ausgegraben und “rekonstruiert” (d.h. gemäß ihrem eigenen Stil mehr oder weniger frei interpretiert) hatte. Mit der Idee, ganz neue Tänze aus dem Nichts zu erschaffen, tat die Society sich dagegen zunächst schwer: The Reel of the 51st Division, der während des 2. Weltkriegs von Soldaten in deutscher Kriegsgefangenschaft erfunden worden war und es auf Umwegen nach Schottland schaffte, wurde dort schnell so populär, dass die Society sich – auch durch etwas königliche Anschubserei – nicht gegen eine Veröffentlichung sträuben konnte (Details siehe hier), aber danach passierte erst mal ziemlich lange nichts. Neue Tänze erschienen zum Beispiel in The Reel, der Zeitschrift der RSCDS London Branch, aber in Edinburgh nahm man davon keine offizielle Notiz.

Das änderte sich erst in den 1960ern, als mit Buch 22 (1963) und Buch 23 (1967) die ersten beiden RSCDS-Bücher erschienen, die (nur!) “moderne” Tänze enthielten. Darin finden sich extrem bekannte und beliebte Tänze wie The Hamilton Rant, Neidpath Castle oder The Laird of Milton's Daughter, Alltshellach, Miss Hadden's Reel und der Tanz des heutigen Abends, The Starry Eyed Lassie von Martin Sprague. Über den Hintergrund des Tanzes und seines Autors wissen wir leider nichts außer dass Sprague zum Zeitpunkt der Veröffentlichung Mitglied der South Dorset Caledonian Society war.

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Der zweite der beiden Tänze von Roy Goldring auf unserem diesjährigen Ballprogramm ist The Minister on the Loch, ein netter kleiner Strathspey und der letzte solche am Abend (normalerweise hat man als vorletzten Tanz überhaupt lieber einen Drei-Paar-Set-Strathspey als einen schier endlosen Zweipaartanz in einem Vier-Paar-Set …). Die schwierigste Figur ist die Poussette, aber die sollte auf einem Ballprogramm schon irgendwo zu finden sein, wenn es schön ausbalanciert sein und alle wichtigen Figuren abdecken soll.

Reverend Robert Walker Skating on Duddingston Loch
Reverend Robert Walker Skating on Duddingston Loch (Sir Henry Raeburn?, 1795, gemeinfrei)
Inspiriert wurde der Tanz von dem berühmten Gemälde Reverend Robert Walker Skating on Duddingston Loch, volkstümlich The Skating Minister, zu sehen in der schottischen Nationalgalerie in Edinburgh und gemalt höchstwahrscheinlich von Sir Henry Raeburn (1756–1823). Roy Goldring war nicht nur ein produktiver Schottentanz-Erfinder, sondern auch ein großer Kunstliebhaber.

Der Reverend Dr. Robert Walker (1755–1808) war ein persönlicher Freund von Raeburn. Geboren in Ayrshire, lebte er als Kind in den Niederlanden – sein Vater war der Pfarrer der schottischen Kirche in Rotterdam – und es ist davon auszugehen, dass er dort Schlittschuh laufen lernte. Nachdem er 1770 (mit 15!) als Pfarrer zugelassen wurde und 1778 Jean Fraser heiratete (die beiden hatten fünf Kinder), landete er schließlich an der Canongate Kirk in Edinburgh und trat dem Edinburgh Skating Club bei (dem ersten Eiskunstlauf-Verein der Welt). Dessen Mitglieder tummelten sich auf dem Duddingston Loch im Südosten der Stadt, wenn die Bedingungen fürs Eislaufen taugten. Laut der schottischen Nationalgalerie: “Walkers Pose, während er über das Eis gleitet, sieht mühelos aus, aber würde von anderen Schlittschuhläufern als schwieriges und kunstvolles Manöver anerkannt werden.”

Das 1795 gemalte Bild befand sich lange im Besitz der Familie Walker, bevor es in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch diverse Hände ging und schließlich 1949 für £525 (damals noch richtig viel Geld – unter Berücksichtigung der Inflation heute etwas über €27.000) von der schottischen Nationalgalerie erworben wurde. Dort gammelte es noch einige Jahrzehnte im Magazin herum, bis es 1973 anlässlich von Raeburns 150. Todestag auf einer Sonderbriefmarke erschien und schließlich 1997 in einer Raeburn-Ausstellung in der Nationalen Porträt-Galerie in London einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde. Es warb auf Plakaten für die Ausstellung und erlangte schließlich seine wohlverdiente Beliebtheit, die bis heute anhält.

Das Bild unterscheidet sich von anderen Raeburn-Porträts, und es gibt eine langanhaltende Kontroverse, bei der manche Kunsthistoriker behaupten, dass es tatsächlich von dem französischen Maler Henri-Pierre Danloux gemalt wurde. Trotzdem gilt es als ikonisches Werk der schottischen Aufklärung, wurde im In- und Ausland ausgestellt und hat seinen Weg in die Populärkultur gefunden. Es hatte zum Beispiel Gastauftritte im Fernsehen – etwa in der US-Krimiserie White Collar – oder der Unterhaltungsliteratur – etwa als Postkarte in Alexander McCall Smiths In Edinburgh ist Mord verboten (The Sunday Philosophy Club, 2004, Smith nennt das Bild “so kraftvoll und sofort erkennbar, auf seine lokale Art, wie Die Geburt der Venus”). Es gibt sogar einen Roman - The Edinburgh Skating Club von Michelle Sloan (2022) –, der sich um die Zuschreibung des Bildes dreht.

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Die übrigen Tänze von heute sind alles Wiederholungen “auf Wunsch”: Polharrow Burn vom 30. Januar, Bonnie Stronshiray von letzter Woche und The Montgomeries' Rant vom 20. Februar. Die Details stehen jeweils dort und wir wiederholen sie hier nicht.

Dagmar und Anselm
Dagmar und Anselm (Marie Schwarz)
Schließlich: In der Pause feiern wir den jährlichen Teacher-Doppel-Geburtstag – Dagmars gestern (wobei sie sogar “gerundet” hat) und meinen heute. Es gibt Blätterteigschnecken und Ottilien-Kuchen, Sekt mit oder ohne Alkohol und ein spontanes Ständchen der Teilnehmer:innen. Wir sagen vielen Dank!

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1The Starry Eyed LassieJ323/4LSprague: RSCDS XXIII
2The Minister on the LochS323/3LGoldring: Magazine
3Polharrow BurnR325/5LFoss: Magazine
4Bonnie StronshirayS323/4LCampbell: Glasgow Ass.
5The Montgomeries' RantR323/4LCastle Menzies (18C): RSCDS X

Text: Anselm Lingnau · Fotos: wie angegeben