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26. September 2023: Herbstluft in Gatlinburg
Der Sommer ist jetzt offiziell auch astronomisch vorbei, aber das hält
uns natürlich nicht vom Tanzen ab. Mit reduzierter Besetzung (Urlaube,
Verletzungen und andere plausible Ausreden) versuchen wir uns an alten
Klassikern und neuem Material.
Der heutige Ceilidhtanz nach dem Aufwärmen ist Dashing White Circle – eine Adaption des höchst beliebten The Dashing White Sergeant als Kreistanz für Paare, was auch gut ist, denn von den
nötigen Drei-plus-Drei-Sets für das Original hätten wir heute nur gut
eines auf die Beine stellen können, und das ist für round the room
doch etwas weniger als optimal …
Anschließend geht es nach einer Skip-Change-of-Step-Übung (diesmal mit
Individualkritik auf der langen Diagonalen, hatten wir länger nicht
mehr) auf einen Trip to Gatlinburgh. Dieser Tanz von
Shengzhang Tang – bekannt auch für
The Dillsburg Jig – würzt die auch anderweitig gern verwendete
Verfolgungsjagd der oberen drei Damen um die Herren (und umgekehrt)
durch ein gekonntes Überholmanöver:
Damen 1 und 3 schlängeln sich
hinter dem ersten Herrn, vor dem zweiten und hinter dem dritten durch,
während Dame 2 stracks die Herrenseite hinuntertanzt und sich damit
vor Dame 1 setzt. Die Herren machen dasselbe und so tauschen Paare 1
und 2 die Plätze und (fast) niemand merkt’s …
Gatlinburg ist
übrigens ein 4000-Seelen-Städtchen im US-Bundesstaat Tennessee. Es ist
ein beliebter Ferienort und gilt als Eingangstor zum
Great
Smoky Mountains National Park (dem meistbesuchten Nationalpark der
Vereinigten Staaten). In Gatlinburg selbst gibt es auch diverse
Touristenattraktionen, unter anderem eine Seilbahn, ein
Wintersportgebiet, die 124 Meter hohe “Gatlinburg Space Needle” (ein
Aussichtsturm) und eine Kunsthandwerkergemeinde. Nicht zu vergessen
sind auch “Ripley’s Aquarium of the Smokies” (mit Sonderausstellungen
etwa über die Titanic, Piraten oder den Planeten Mars), das
“Hollywood Star Cars Museum” mit Vehikeln aus diversen Filmen – etwa
die Schrottlaube der “Beverley Hillbillies”, zwei Batmobile und den
“tollen Käfer” Herbie – und nicht zuletzt ein Museum mit über 20.000
Salz- und Pfefferstreuern aus aller Welt. Wir waren selber noch nie
dort, aber langweilig sollte es nicht werden.
Der Tanz wurde inspiriert von einem Missgeschick während einer
innovativen Interpretation von Waverley auf dem jährlichen
Ball, der viele Jahre in Gatlinburg, Tennessee, anläßlich der Smoky
Mountain [Highland] Games abgehalten wurde. Ich bin sicher, dass
viele zustimmen würden, dass Waverley davon profitieren würde,
etwas aufgemöbelt zu werden, und damals war es hier üblich, während
der Verfolgungsjagd rein- und rauszuschlängeln. Mr. Tang sah ein
unbeabsichtigtes Überholmanöver in seinem Set und dachte, das wäre
eine coole Progression!
Wir stimmen uneingeschränkt zu.
Die Datenbank hat zwar 22.000 Tänze zu bieten, aber manchmal findet
der geplagte Tanzlehrer doch nicht genau das, was er haben möchte …
und dann gibt es halt noch einen Tanz mehr. So geschehen mit
Autumn Colours, schnell während der Unterrichtsvorbereitung
für heute zusammengezimmert und dann am Abend selbst noch ein bisschen
verbessert. Wie Marie beschrieben hat, waren wir
ja gestern abend in Marburg, wo Yulia The Old Man of Storr
unterrichtete, und dieser Tanz greift das Motiv Hands across and
chase aus Roy Goldrings Kinder-Klassiker auf und variiert es ein
bisschen. Erfahrenere Tänzer:innen könnten in den Takten 9–16 statt
der figures of eight auch Reels of three tanzen, aber das heben
wir uns noch etwas auf. – Der Name greift einfach die
Jahreszeit auf; es gibt diverse Tänze namens Autumn Leaves (etwa
hier, hier,
hier, hier
oder hier), Autumn Mist,
Autumn Wind oder auch Golden Autumn, nicht zu
vergessen auch der immer beliebte Autumn in Appin und noch
zahlreiche andere Kombinationen, aber Autumn Colours war anscheinend
noch frei.
Eigentlich wollte ich den Strathspey Something in the Air aus
dem neuen Book 53 erst später unterrichten, aber die
Gruppe – vor allem diejenigen, die in der Pause gehen wollten – war
vehement dafür, auch mal etwas Anspruchsvolleres vor der Pause tanzen
zu dürfen. Und wir sind ja flexibel. Die Rose Progression bleibt
auch geübt mitunter eine kleine Herausforderung, aber ansonsten ist
der Tanz sehr nett und gespickt mit beliebten Figuren. Pam Stephens lebt im Einzugsgebiet von Washington, DC, von wo aus ein
“Trip to Gatlinburg” nicht komplett abwegig wäre – laut Google
Maps wäre man für die 800-km-Strecke ca. 8 Stunden unterwegs, und in
Amerika ist sowas ja bekanntlich keine große Sache.
Nach der – etwas verspäteten Pause – waren plötzlich nur noch fünf (!)
Tänzer:innen da, und wir beschlossen, den Abend mit
Derek Haynes’ Tanz Domino Five zu krönen und
ansonsten etwas früher Schluss zu machen als sonst. Hoffentlich kommen
in zwei Wochen (nach dem Tag der deutschen Einheit, an dem wir nicht
tanzen) wieder ein paar Leute mehr! Derek Haynes aus Carnforth in
Lancashire, den Älteren von uns vielleicht noch bekannt als kleines,
drahtiges Energiebündel mit viel Humor, inspirierender Tanzlehrer und
genialer Highland-Tänzer, ist leider im April 2005 plötzlich und
sicherlich zu früh verstorben, aber hat uns eine bunte Auswahl
beliebter Tänze hinterlassen – außer Domino Five zum Beispiel
noch Miss Gibson's Strathspey, Ray Milbourne,
Neidpath Castle, MacDonald of the Isles, The Black Mountain Reel, The Clansman … die Liste könnte noch viel
länger sein.